Zwölf Wochen lang, vom 16.2. – 5.3.2024, haben Schüler:innen einer 8. und einer 5./6. Klasse des Albrecht-Dürer-Gymnasiums in Neukölln an dem Vincentino-Projekt „Andere Lebenswelten kennenlernen – ein interkultureller Dialog mit Musik“ teilgenommen. Gemeinsam mit der griechischen Jazz-Musikerin und Perkussionistin Evi Filippou, der israelischen Komponistin und Cellistin Illay Chester und dem kurdischen Saz-Spieler Renas Ibrahim haben sie jeden Freitag 90 Minuten lang zusammen Musik gemacht. Es wurden zwei Lieder eingeübt, nämlich die amerikanische Bürgerrechts-Hymne „I Wish I Knew How it Would Feel to be Free“ in der Version der US-amerikanischen Sängerin und Pianistin Nina Simone (1933-2003) und das hebräische Volkslied „Erez Zavat Chalav“ (‚Das Land, in dem Milch und Honig fließen‘) des israelischen Tanzchoreographen Eliyahu Gamliel. Außerdem kamen Musiker:innen, die an der Barenboim-Said-Akademie studieren, zu einzelnen Terminen zu den Schüler:innen ins Klassenzimmer. Die iranische Perkussionistin Roshanak Rafani spielte den Schüler:innen auf den persischen Trommelinstrumenten Daf, Dayere und Tombak vor; anschließend trommelten die Schüler:innen mit ihr gemeinsam. Der syrische Oud-Spieler und Musikpädagoge Husam al-Ali und der palästinensische Oud-Spieler und Kontrabassist Bakr Khleifi übten mit den Schüler:innen in einem Mitmachkonzert die arabischen Lieder „Halalalaleya“ und „Ah Ya Zeyn“ ein.
Den krönenden Abschluss des Projekts bildete das Abschlusskonzert am 3. Mai in der Aula der Albrecht-Dürer-Oberschule, an dem die Schüler:innen die einstudierten Lieder „I Wish I Knew How it Would Feel to be Free“ und „Erez Zavat Chalav“ aufführten. Die Schüler:innen spielten Konga-, Bongo- und Basstrommeln, Xylophon, Klavier und Tamburin. Einige entschlossen sich auch, zu singen. „Mir gefällt an dem Projekt, dass jede:r gehört wird, wir viel mit den Instrumenten arbeiten und nicht nur mit Arbeitsblättern oder Büchern“, äußerte sich eine Schülerin der 5. Klasse zu dem Projekt. Durch das gemeinsame Musikmachen kamen die Schüler:innen jede Woche aufs Neue miteinander in Kontakt und lernten über die Kultur und Musik der anwesenden Musiker:innen. Das Projekt wurde außerdem umfangreich medial dokumentiert und begleitet von den Mediendozent:innen Matthias Schellenberger, Marius Zoschke und Nora Tschepe-Wiesinger. Die Schüler:innen hatten die Möglichkeit, die Musiker:innen zu interviewen und anschließend Blogbeiträge für das schulinterne Blog „ADO Journal“ (https://www.ado-journal.de) zu schreiben. Ziel einer solchen interkulturellen Bildungsarbeit ist es, eventuellen rassistischen Ressentiments und Denkmustern der Schüler:innen, von denen Viele selbst einen Migrationshintergrund haben, frühzeitig entgegenzuwirken und sie außerdem in ihrer eigenen Identität und Zugehörigkeit zu einer pluralen und diversen deutschen Gesellschaft zu bestärken. In Gesprächen über die Musik von Nina Simone und ihrem Kampf für die Rechte Schwarzer Menschen in den USA der 1960er Jahren wurden die Schüler:innen darüber hinaus für die Lebenssituation Schwarzer Menschen in einer strukturell rassistischen Gesellschaft sensibilisiert.
„Ich finde, dass das ein politisches Projekt ist“, äußerte sich eine Schülerin der 8. Klasse über das Projekt. „Politische Themen werden durch die Musik behandelt. Das ist eine gute Art, solche Themen zu besprechen und besser, als sich einen Vortrag darüber anzuhören.“ Ein anderer Achtklässler sagte: „Ich finde, es ist wichtig, dass Personen aus unterschiedlichen Ländern zu uns kommen und uns etwas über ihre Länder und die Musik dort erzählen.“ Ein weiterer Schüler aus der 6. Klasse schlussfolgerte: „Ich finde es spannend, wie die Musik verschiedene Kulturen verbindet. Egal aus welchem Land und aus welcher Kultur man ist und woran man glaubt – alle haben Musik.“
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Am 16. Februar 2024 haben Matthias Schellenberger, neu mit Nora Teschepe-Wiesinger und Marius Zoschke als Mediendozent*innen mit Schüler*innen einer 8. und 5./6. Klasse des Albrecht-Dürer-Gymnasium in Neukölln gemeinsam mit den Musiker:innen @evi.feelippou, @illaymusic und @renas.selim das Projekt Andere Lebenswelten kennenlernen - junges jüdisches/arabisches Leben in Berlin - interkultureller Dialog in der Musik gestartet. Es wird getrommelt, Klavier, Xylophon und Ukulele gespielt und gesungen und ein Song von Nina Simone eingeübt.
„How can you be an artist and not reflect the times? That, for me, is the definition of an artist.“ Die US-amerikanische Pianistin, Sängerin und Komponistin Nina Simone hat ihr Leben lang Musik gemacht, um gegen Rassismus zu protestieren. Ihr Song „I Wish I Knew How It Would Feel to Be Free“ wurde zur Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren, in denen Afroamerikaner:innen für die Gleichberechtigung der Schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten der USA auf die Straße gingen.
In den nächsten Wochen werden die Schüler*innen weitere Musiker*innen u.a. der @barenboimsaidakademie kennenlernen und mit ihnen Musik machen. Bakr Khleifi und Husam al-Ali Am sind am 22. März für ein Mitsingkonzert dabei. Am Ende des Projekts wird am 3.5.24 von 17.30-18.30Uhr ein Abschlusskonzert geben, bei dem die Kids das Gelernete zeigen werden, auch Musikclips und Blogbeiträge, die sie im Projekt erstellen, schreiben und veröffentlichen und viele Profi-Musiker*innen sind natürlich auch dabei.
Die Jazz-MusikerIn Evi Filippou berichtet: Ich bin total begeistert, wie engagiert die ADO-Schülerinnen und Schüler beim jüdisch-muslimischen Lebenswelten-Projekt sind. Seit dem ersten Tag sind sie voller Energie, Neugier und Konzentration dabei. Die Gespräche über Nina Simone waren sehr interessant, und wir sind dazu gekommen, über unsere Vorfahren nachzudenken und zu diskutieren. Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund haben sich angesprochen gefühlt, besonders bei den vielen Gesprächen über Vorfahren und welche Rolle Musik in unterschiedlichen Kulturen spielt, und haben das Musizieren extrem ernst genommen.
Ich war auch sehr positiv überrascht, wie sie bei meinem Konzert im Industriesalon Schöneweide am Sonntag nachmittag zugehört haben. 12 Schülerinnen und Schüler sind freiwillig am Sonntagnachmittag nach Schöneweide gefahren, um dieses Konzert anzuschauen. Die Musik war nicht immer einfach zu folgen, da wir unter anderem zeitgenössische Musik gespielt und ein wenig frei improvisiert haben. Trotzdem saßen alle konzentriert da und haben nach dem Konzert sehr interessante Fragen gestellt und Feedback gegeben. Außerdem war es eine absolute Ausnahme, dass so viele Jugendliche bei einem Jazzkonzert dabei waren, was auch zu Gesprächen über Bildung, Verbindung und die Zukunft vor Ort geführt hat. Eine tolle Idee, interessant und wichtig, dass wir diese Aktion gemacht haben!
Einladung zum Konzert am Albrecht Dürer Gymnasium,
am Freitag, 3.5.24 von 17.30-18:30 Uhr in der Aula, Emser Straße 134-137, Berlin-Neukölln
Seit Ende Februar 2024 musizieren Schüler*innen aus der 5./6. und 8. Klasse einmal wöchentlich mit Musiker*innen aus vielen Nationen und tauschen sich über ihre Zugänge zu Musik und ihren Herkunftsländern aus. Unter Leitung der Mediendozent*innen Matthias Schellenberger, Nora Tschepe-Wiesinger und Marius Zoschke produzieren die Jugendlichen kurze digitale Beiträge für ihren Schul-Blog dazu, siehe: ado-journal.de und instagram.com/juedische_lebenswelten/
Auf die Bühne bringen die jungen Berliner*innen einige Songs, die sie wie in den wöchentlichen Begegnungen auf Augenhöhe mit den Musiker*innen Illay Chester, Renas Ibrahim, Evi Filippou, Jamila Al Yousef, Roshanak Rafani und den beiden Musikern Bakr Khleifi und Husam al-Ali aus dem Blended-Learning Projekt „Arabischsprachiges Lied. Maqam“ des Pierre Boulez Saals einstudiert haben. Die Schüler*innen zeigen auch einige ihrer medial erstellten Beiträge aus dem Begegnungsprogramm. Die Profi-Musiker*innen bieten zudem Einblick in ihre musikalischen Lebenswelten.
Unser Dank geht an alle Schüler*innen und Dozent*innen, die Klassenleitung Silva Dias und die Stockhausen Stiftung für die Unterstützung der Programmreihe, Ulla Giesler für die Organisation der Projekte, an die Barenboim Said Akademie für die fruchtbare Zusammen-arbeit ebenso wie dem Albrecht Dürer Gymnasium für das Öffnen ihrer Schultüren.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Infos zum Medien- und Begegnungsprogramm „Andere Lebenswelten kennenlernen“:
Ulla Giesler, Programmleitung, Vincentino e.V. - Kultur stärkt Kinder in Berlin, Kastanienallee 40, 10119 Berlin, giesler@vincentino.org , NEU: 0176 63781058
Infos zum Mitsingkonzert MAQAM über:
Corinna Volke, Audience Development Manager, Pierre Boulez Saal, Barenboim-Said Akademie gGmbH, Französische Straße 33 d, 10117 Berlin, www.boulezsaal.de, corinna.volke@boulezsaal.de, +49 30 2096717 47