Recycling & Drums geben den Takt vor - Eine Programmreihe mit Unterstützung des Bundesprogramm "Kultur macht stark" im Programm "Musik für alle"

Recycling & Drums geben den Takt vor spricht Kinder an, die basteln möchten und  sich musikalisch entwickeln wollen und dafür bisher keinen Anstoß bekamen. Bei der Projektreihe geht es um Grundfertigkeiten an Perkussionsinstrumenten, um digitales Musizieren und darum, Kinder für die Entstehung von Tönen und Sound zu begeistern. Jede*r, die*der Interesse an Musik und Performance und/oder am anlogen wie digitalen Basteln hat, kann hier teilhaben. „Du kannst mitmachen, wenn du ein Instrument spielen willst oder singen willst, es ist aber kein Muss.“

6 Rhythmus-Module plus 1 Modul Exkursion mit zwei zusätzlichen Festen mit Bühnenshow und DIY-Ausstellungen

Im Ganztagsprogramm an der Adolf-Reichwein-Schule (Förderschule) in Neukölln haben über das Schuljahr 2021/22 zwei Projekte unter dem Titel „Recycling gibt den Takt vor“ und zwei Projekte unter dem Titel „Drums geben den Takt vor“ stattgefunden, an der Bötzow-Grundschule in Pankow ebenso zwei Projekte unter dem Titel „Recycling gibt den Takt vor“ (= 6 Rhythmus-Module). Das Exkursionsmodul, den Besuch bzw. einen eigenen Mitmach-Stand beim „Festival für Selbstgebaute Musik“ fand erst im September 2022 statt.

  1. Gruppe ARS - „Drums geben den Takt vor“ - AG mit Schüler*innen aus der 8./9. Klasse
    der Adolf-Reichwein-Schule (Förderschule - Montag AG)

Bei den „Großen“ ging es disziplinierter an den Start und vor allem die Jungs setzen sich sofort an die Instrumente. Zwei Songs wurden in dem Jahr eingeübt: Groove 6 und Seven Nation Army mit Djemben, Schlagzeug, Keybord und Klavier.

Evi Filippou: Bei der Gruppe 1 war es einfacher, direkt mit einem Stück anzufangen, nicht nur weil sie älter waren, auch weil sie selber viel Musik hörten und Lust auf Rhythmen und Grooves hatten. Zwei von den Jungs haben auch privat Musikunterricht und die meisten waren echt sehr begabt. Dadurch war das Lernen von dem ersten Song einfacher als sonst. Doch obwohl die Musikalität da war und die Technik sehr schnell dazu kam, hat gegenseitiger Respekt und Selbstbewusstsein bei der Gruppe gefehlt. Deswegen hat es auch lange gedauert, bis sie soweit waren, überhaupt etwas vorzuspielen. Sehr gut angekommen sind bei der Gruppe Grooves und Perkussionsinstrumenten, als auch Keyboard mit unterschiedlichen Sounds.

Einige verwendete Percussion-Instrumente wurden in der „Recycling gibt den Takt vor AG“ gebaut, denn die Gruppen wechselten monatlich. Dabei waren durchschnittlich 10-14 Jugendliche am Start, meist Jungs.

Beim Sommerfest ging es dann auf die Bühne zusammen mit Evi Filippou. Von den 8 Jungs, die bereit waren aufzutreten, traute sich dann beim ersten Anlauf ein einziger. Da es da viel Applaus aus der gesamten Förderschule gab, nahmen die anderen einen zweiten Anlauf am Ende des Programms. Für die Förderschüler*innen ist Selbstvertrauen eine sehr große Hürde und Herausforderung.

2. Gruppe  - „Drums geben den Takt vor“ - AG mit Schüler*innen aus der 4./5. Klasse
der Adolf-Reichwein-Schule (Förderschule – Dienstag AG).

Die jungen Förderschüler*innen mussten wöchentlich von den Musiker*innen in ihren Klassenzimmer in die AG abgeholt und motiviert werden. Wenn die Kids dann in Gruppenstärke zw. 6- 12 Kindern dabei waren, gab es kein Halten mehr und es wurde oft getanzt, mit Kostümen vor der Greenscreen-Leinwand ein Video-Clip produziert und mit der Loop-Station experimentiert.  Es wurde viel musikalisch auf den selbstgebauten Instrumenten improvisiert , die sie im Wechsel mit Matthias Schellenberger in der AG „Recycling gibt den Takt vor“ gebaut haben.

Evi Filippou überzeugt die Kids vor allem auch damit, sich auf die Rituale des Musiker*innen-Dasein einzustellen: Wie motiviere ich mich vor einem Auftritt? Wie konzentriere ich mich? Wie gehe ich leise auf eine Bühne? Wie manche ich mich mit meinen Kolleg*innen vertraut? Wie verbeugt man sich und geht von einer Bühne ab... Wenn die Profi-Musikerin Illay Chester als Vertretung für Evi Filippou am Start war, konnten die Kids jeweils zeigen, was die in den vergangenen Stunden gelernt haben und arbeiteten dann an kleinen Sequenzen, Rhythmen und/oder Melodien an den Drums zusammen weiter.

Evi Filippou: Die Gruppe hat eher experimentelle Musik gemacht, so ein bisschen wie die Berliner Avantgarde Szene. Zusammen anfangen und gemeinsam einen Schluss finden, anstatt eine Melodie oder ein Rhythmus zu lernen. Improvisierte Musik hat mehr mit Instinkt zu tun und weniger mit Technik, deswegen hat es besonders gut mit dieser Gruppe funktioniert. Das Wichtigste für Evi Filippou und Illay Chester war, dass die Kinder neugieriger und kreativer werden und nicht unbedingt konventionelle Musik zu spielen. Zudem war Bewegung sehr wichtig, weil das meist  der Weg war, die Kinder zu “erden”.

Beim Sommerfest der Förderschule (1.7.22) gingen die Kids zusammen mit Illay Chester und einer Lehrerin mit den Percussion-Instrumenten auf die im Hof aufgebaute Bühne. Zur Freude des Publikums und für sich selbst.

3 und 4. Gruppe ARS - „Recycling gibt den Takt vor“ AG mit Schüler*innen aus der 4./5. Klasse und 9. Klasse (Montag und Dienstag-AG)

In beiden AGs wurden mit den jüngeren und älteren Teilnehmer*innen als erste Herausforderung eigene Trommeln aus Sperrholz gebaut. Für alle Kinder und Jugendlichen war es ein solch umfangreicher Umgang mit all den verschiedenen Materialien und Werkzeugen. Durch die didaktischen Vorbereitungen für die Kurse konnten trotzdem alle ihr erstes eigenes Musikinstrument herstellen. Im Verlauf der Workshops wurden Kistengitarren, Kalimbas (Lamellophone) und weitere Rhythmusinstrumente gebaut. Fast alle Instrumente wurden mit Piezo Tonabnehmern versehen, um sie elektrisch verstärken zu können. In einem kleinen selbstgebauten mobilen Tonstudio konnten die Kinder und Jugendlichen mit einer Loopstation als zentralem Aufnahmegerät experimentieren. Alle hatten ein großes Erfolgserlebnis und durften zum Schluß ihre Instrumente natürlich auch mit nach Hause nehmen.

5 und 6. Gruppe - Recycling gibt den Takt vor AG mit Schüler*innen aus der  4.und 5. Klasse der Bötzow-Grundschule (Mittwochs AG 1 und 2)

An der Bötzow-Schule fanden die zwei Recyling-Module jeweils nacheinander am Mittwoch im offenen Ganztag statt. Im Laufe des Projektes ist auch die phantastische Jungs-Band "Weiter und die Ehrenlosen" entstanden, die einen tollen Auftritt auf der „Best of Vincentino Show“ am 18.3.22 im Albrecht-Dürer-Gymnasium hatte. Die 10-jährigen Jungs kamen besonders beim ganz jungen Publikum sehr gut an und beeindruckten auch die Erwachsenen mit ihren selbstgebauten Instrumenten und den witzig-poetischen Texten des jungen Sängers. Ähnlich den Workshops in der Adolf-Reichwein-Schule bauten die Kinder kleine Kistengitarren und Ukulelen, Kalimbas, Trommeln und weitere Rhythmusinstrumente, ebenso experimentelle Soundinstrumente und ein mobiles Tonstudio. Im Verbund mit diesen verschiedenen handwerklichen, kreativen, künstlerischen Werkzeugen, Instrumenten und Ideen, lernten die Kinder auf ebenso praktischer Weise die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten digitaler Tools (Apps) kennen. Es entstanden z.B. einige der sog. „Geräuscheschnipsel“ Videoclips, bei denen die Kinder in kleinen Gruppen im Schulhaus mit Hilfe von Tablets verschiedene Sounds mit dem Tablet sammelten, die mit der Videoschnittapp „KineMaster“ weiterverarbeitet wurden.

Festival zur Selbstgebauten Musik am Holzmarkt am (4.9.22): Hier war Matthias Schellenberger mit einem Mitmach-Stand, zusammen mit einem neuen Musik-Dozenten/Musiker, Renas Ibrahim, den ganzen Sonntag dabei. Sie bauten mit vielen Kindern Instrumente und performten mit ihnen vor Ort. Der Stand hatte pausenlos Besucher*innen und begeisterte die Kinder ebenso wie die Profi-Besucher*innen und Kolleg*innen aus der DIY-Szene.

Mit allen 6 „Rhythmus“-Modulen haben wir Kinder und Jugendliche erreicht, die sich sehr gerne handwerklich beschäftigen und musikalisch weiter entwickeln wollten, dafür aber bisher keinen wirklichen Anstoß bekamen.  Auch die Zielgruppen Kinder aus den 4-8 Klassen haben wir erreicht. Kurz nach Beginn des Schuljahres wechselten wir noch vom Campus Efeuweg an die Bötzow-Grundschule, da im Campus keine passenden Zeit-Slots gefunden werden konnten.

Der Musikinstrumentenbau („Recycling gibt den Takt vor“ Module)) eignete sich hervorragend für die Kinder, da sie in einer überschaubaren Perspektive ein tolles Ergebnis erreichen konnten und sie in einem sehr kreativem und  praktischem Arbeitsprozess sehr viel über die Entstehung von Schall, Tönen und Musik nachvollziehen konnten. Das funktioniert für Förderschüler*innen wie für schon bereits geübte Kids an Grundschulen ebenso. Durch die  kreative Anleitung in den Kursen waren auch die spielerischen Übungen und gemeinsamen Performancen (z.B. vor einer Greenscreen-Leinwand) für alle Teilnehmer*innen immer auch eine positive Anregung im Bezug auf den Umgang mit kreativen Apps (vor allem  für Foto-und Videobearbeitung) und mit dem nötigen Spaß im Team verbunden.

Da sich mehr Jungs für die Angebote interessierten, konnten wir das selbstgesteckte Ziel, musikalische Arrangements von Frauen/Künstlerinnen einzubringen, nicht an den „Mann“ bringen. Die Methodik von Evi Filippou und Illay Chester (aus den „Kids on Drums“ Kursen) brachte neben digitalen Experimenten, vor allem musikalische Praxis für die Jungs an den Percussion Instrumenten. Im Laufe des Schuljahres konnten dann auch die selbstgebauten Instrumente, vor allem die selbstgebauten Trommeln und Kalimbas, aus dem DIY-Format „Recycling gibt den Takt vor“ in den „Drums geben den Takt vor“ AGs eingesetzt werden.

An beiden Standorten begeisterten sich auch Erzieher*innen und Lehrer*innen – wenn es ihr Stundenplan zuließ - bei den AGs dabei zu sein und sie begleiteten ihren Kids auch bei der Vincentino-Show (18.3.22) und dem Sommerfest an der Förderschule (1.7.22) mit auf der Bühne. Eine weitere Öffnung in die Kieze war Pandemie bedingt nicht machbar.

Aus der geplanten „Expedition“ gemeinsam zu einem Konzert oder ins Klingende Museum zu fahren wurde der Besuch beim Festival zur Selbstgebauten Musik am Holzmarkt am (4.9.22).
 

Videoclips auf Vimeo:
https://vimeo.com/vincentinoev/diy-musik

https://vimeo.com/vincentinoev/diy-festival-2022

 

Ulla Giesler übernimmt bei Vincentino e.V. die Projektleitung und koordiniert die Zusammenarbeit mit Schulen und Kooperationspartnern und übernimmt die Administration. Maureen Tismer wird es organisatorisch übernehmen. Die Dozent*innen sind Matthias Schellenberger, Künstler und Medienprofi und Evi Filippou, Percusionistin und Performerin. An der Adolf-Reichwein-Schule finden zwei Recycling-(MASCH) und zwei Drums-Module (Evi) immer Montag und Dienstag nachmittags statt. An der Bötzow-Schule finden zwei Recyling-Module mittwochs statt. Dort ist auch die phantastsiche Jungs-Band "Die Ehrenlosen" im Projekt enstanden, die einen tollen Auftritt mit Zusage auf der Best of Vincentino Show am 18.3.22 in der Albercht Dürer Schule hatten. Die 10jährigen Jungs kamen besonders beim ganz jungen Publikum sehr gut an und beeindruckten auch die Erwachsenen nicht nur mit ihren selbstgebaute Instrumneten, sondern auch mit besonders mit poetischen Texten des jungen Sängers. Ihre Zusage war der Höhepunkt der Show. 

Schöne Ergebnisse gibt es laufend zu sehen: instagram.com/vincentinoev/ 

Gebaute Intrumente aus dem Projekt haben wir auch in einem DIY-Raum bei unserer Best of Vincentino Show am 18.3.22 am Albrecht Dürer Gymnasium gezeigt. Eine musikalsische Performance mit Evis Kids musste auf Grund der Corona-Erkrankung von Evi leider ausfallen. Sehr traurig für uns und die Kids :(.

Videos

DIY-Improvisationen
Festival für Selbstgebaute Musik