Seit März 2022 ist die Informationsflut zum Krieg in der Ukraine allgegenwärtig, auch in den sozialen Medien, in denen Kinder und Jugendliche teils ungefiltert mit einer Vielzahl an Informationen konfrontiert werden.
Im Medienwerkstattprojekt am Albrecht Dürer Gymnasium für zwei 8. Klassen ordnen die Schüler*innen im Austausch mit unseren Mediendozent*innen und Gästen den Kontext ein und recherchieren unter journalistischen Gesichtspunkten zu den emotional stark besetzten Themen Krieg und Flucht. Wichtig sind ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken. Dabei interessiert uns auch, welche Verbindungen zwischen den aus der Ukraine nach Berlin geflüchteten Menschen und jüdischen Institutionen und Personen bestehen und warum? Welche Geschichten erzählt der Krieg – bei uns vor der Haustür, mitten in Berlin?
Vincentino stellt für die Jugendlichen Kontakt zu geflüchteten, journalistisch tätigen Personen aus der Ukraine und jüdischen Mitbürger*innen her, die wir als Gäste zu den Projektgruppen einladen, wo sie (von sich) erzählen und Fragen der Jugendlichen beantworten. In Kooperation mit Partnern wie „DAGESH on Tour“ gehen wir auf Fragen ein, wie und warum sich die jüdischen Gemeinden in Berlin stark für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzen.
Die Schüler*innen veröffentlichen nach und nach ihre recherchierten und ausgearbeitete Beiträge auf ihrem Schul-Blog in Form von Texten, Bildern, Videos oder Audio-Beiträgen. Mit digitalen Tafel, Tablets und Apps zur Audio- oder Video-Erstellung unterstützen die Mediendozent*innen die Schüler*innen bei einer verantwortungsvollen und selbstbewussten Informationsverarbeitung im „Mediendschungel“. Die Jugendlichen nähren sich mit den Medien-Dozent*innen gesellschaftlich relevanten Themen, wie dem „Krieg in der Ukraine“ und „Junge jüdische Lebenswelten in Berlin“ durch neue mediale tools an. Im Plenum wird über Quellenrecherche, Fake News und Verschwörungsmythen diskutiert und dabei die Medienkompetenz gestärkt, um einen sicheren Umgang und ein klares Bewusstsein für Propaganda, Political Influencing, Framing und Zensur rund um den Krieg zu finden.
Am 15.12.2022 ging es mit Schüler*innen der Albrecht-Dürer-Oberschule auf den Spuren jüdischen Lebens in Berlin-Mitte. Durchgeführt wurde die Tour von zwei Guides: Alex Green und einem Stadtführer, Jörg Berger (Berlin Tour and Guide), die Klassenlehrer*innen Ina Schenk und Thomas Preuß waren ebenso dabei, wie Celia Hartig von Vincentino e.V. Neben Baudenkmälern, wie der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße, der Michael Fuchs Galerie, der ehemaligen jüdischen Mädchenschule, „Clärchens Ballhaus“, entdeckten die Schüler*innen auf dem Rundgang Zeichen (einstigen) jüdischen Lebens in Berlin. Sie machten Halt an Stolpersteinen, einem Haus mit Einschusslöchern aus dem zweiten Weltkrieg sowie dem jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn. Krönender Abschluss war der Besuch der Zeitzeugin Salomea Genin, die den Jugendlichen in ihrem Zuhause über das damalige Zeitgeschehen, judenfeindliche Stimmungen, ihrem eigenen Werdegang, darunter die Emigration nach Australien im Jahre 1939, und ihr Leben als Kommunistin berichtete und den Schüler*innen zeitgleich die Möglichkeit gab, sich mit Themen, wie der „eigenen Identität“, „Herkunft“ sowie „Zugehörigkeit“ auseinanderzusetzen.
Bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung am 9.2.2023 im Zuge der Projektreihe im Januar 2023 stellten die Schüler*innen ihre medialen Ergebnisse Gästen aus der Stadtgesellschaft vor. Hierzu ging es für den Großteil der Schüler*innen in die Redaktionsräume der taz. Hier konnten sie ihre Blog-Beiträge zum "Journalistisches Arbeiten zum junge jüdischen Lebenswelten in Berlin mit Bezug zum Krieg in der Ukraine", die sie auf einem schulinternen Blog veröffentlichten, präsentieren. Die Redaktionsmitarbeiter*innen berichteten über den Alltag in der Redaktion und befragten die Schüler*innen, welche Medien sie in ihrem Alltag benutzen, welche Youtube-Videos sie anschauen und mit welchen Themen sie sich generell online beschäftigen. Die Schüler*innen hatten die Möglichkeit eine Titelüberschrift für die aktuelle Tageszeitung zu diskutieren und waren ein bisschen enttäuscht, dass ihre Kritik zum Titel "Dit is Berlin, wallah" unter dem Schlagwort kulturelle Aneignung keinen Widerhall fand. Die Kids befragten auch die eingeladenen Journalistinnen, Andrea Morgenthaler und Sandra Maischberger, zu ihren journalistischen Lebenswegen. Eine zweite Gruppe ging in die Studioräume vom ALEX TV, wo sie eine Digga-Talkshow aufzeichneten. Talkgast war die, ihnen bereits aus dem Kurs bekannte, Schiftstellerin Jelena Jeremejewa.
Die Sendetermine sind: 19.3.23, 16.30 Uhr und 20.3.23, 11 Uhr DIGGA-Schultalk: Schüler*innen des Albrecht-Dürer-Gymnasiums diskutieren mit der Filmemacherin Jelena Jeremejewa über jüdisches Leben und den Krieg in der Ukraine. Das Erstsendedatum ist auch für die YouTube Veröffentlichung vorgesehen!
Medienwerkstatt-Team von Vincentino e.V.: Rilana Kubassa (Journalistin, Texterin, Dozentin in Integrationskursen) & Matthias Schellenberger (Medienwerkstattleiter, Künstler, Designer) und als Gäste, Yana Lemberska, Bildungsreferentin, Lana Lux, Schriftstellerin und Jelena Jeremejewa, Schriftstellerin on DAGESH ON TOUR plus die begleitenden Lehrkräfte: Ina Schenk, Thomas Preuß, Programmleitung: Ulla Giesler, die die Kontakte zu den jüdischen Lebenswelten zieht.
Das Medienwerkstattprogramm wird unterstützt aus dem Förderprogramm der mabb „We need to talk about the war! – Informations- und Nachrichtenkompetenz zum Krieg in der Ukraine“. Danke.
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Beim DEMOKRATIETREFF BERLIN BRANDENBURG IM FEZ am 17.5.23 stellen vier Schüler*innen aus der ADO, Petronela-Marie Encutu, Chahed Saleh, Salma Amer und Rayan Mohamed Saleh gemeinsam mit Rilana Kubassa ihr BLOG-Projekt "DER UKRAINE KRIEG IN BEZUG ZU JÜDISCHEN LEBEN IN BERLIN" vor.