An der Bötzow Schule entwickelte Matthias Schellenberger (MASCH/Medienwerkstatt) mit Carola Fuchs (Lehrerin) und Alban Qenaj (FSJ-Kutur bei Vincentino e.V) und Schüler*innen im fächerübergreifenden Rahmen (Kunst, Medien, humanistische Lebenskunde, Gesellschaftswissenschaften, Deutsch und Sachkunde) das Projekt „STADTANSICHTEN“ . Die Schüler*innen setzten sich dabei im gesamten Schuljahr 2018/19 mit sozialen und politischen Fragen auseinander. Die Dauer des Projekts ermöglichten den individuellen Zugang des Einzelnen mit vielen tollen Arbeitsergebnissen. Die Schüler*innen blicken so auf eine komplexe Zusammenarbeit über große Projektabschnitte zurück.
Das Medien-Kunst-Projekt „STADTANSICHTEN“ spiegelt die Perspektive der Kinder auf das Leben von sehr unterschiedlichen Menschen in dieser Stadt wieder. Zu Beginn verständigten sie sich über ihre Erfahrungen in Berlin. Anschließend erstellten sie Begriffe auf: zur Vielfalt der Menschen, ihrer Verschiedenheit und dem Anders-Sein im Bezug auf das Aussehen, den verschiedenen Meinungen, Charakteren, Kulturen, Religionen, Sprachen oder Herkunft. Die SchülerInnen stellten sich die Frage, in welcher Art Stadt sie leben möchten? Welche Begegnungen, Auseinandersetzungen sie auf der Straße, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder außerschulischen Orten erleben möchten.
Die Kinder nutzen dabei verschiedene digitale Tools und erarbeiten mediale Formate, in denen sie über ihre Beobachten, Erfahrungen, Erkenntnisse und Emotionen berichten. Sie gingen den Fragen nach, was sie an diesen Begegnungen in der Stadt stört und welche Alternativen es hätte geben können. Diesem intensiven mündlichen Austausch und den Erzählungen der Schüler*innen schlossen sich Wünsche für ihre Zukunft an.
Zur Vorbereitung des Projektes bauten die Schüler*innen mehrere Trickfilmbühnen aus Holz. Im Anschluss wurden die ersten Ideen zu möglichen „Stadtthemen“ zusammen getragen. Die Schüler*innen fanden sich in 8 Gruppen zusammen und entwarfen ihre persönlichen Geschichten. Das Pendeln zwischen der erfahrenen/realen Welt und der Fantasiewelt zeichnet Ihre Geschichten aus. Es traten Wünsche zu Tage, in einer Welt ohne Streit, Müll, Angst, Gewalt leben zu wollen. Im Anschluss spielten die Schüler*innen ihre erdachten Geschichten auf der Bühne im Kunstraum vor und stellten sie so der Klasse zur Diskussion. Sie sprachen über Fragen wie: Hat die erdachte Story das Interesse zuzuhören geweckt? Ist der Konflikt verständlich in Szene gesetzt worden? Was war ‚uncool‘, ‚unglaubhaft‘, ‚unlogisch‘, oder ‚langweilig‘. Die Schüler*innen wechselten die Perspektiven und spielten Szenen mit Unterstützung anderer Gruppenteilnehmer*innen neu. Dieser Arbeitsabschnitt war einer der intensivsten Erkenntnisphasen der Schüler*innen. Die Ergebnisse wurden neu besprochen, abgewogen und gegebenenfalls als neue Anregungen in die Geschichten aufgenommen.
Die anschließende (digitale) Übertragung der Geschichten mittels der Stop-Motion Technik und Tablets erfolgte in Gruppenarbeit. Die Herausforderung war: die Kinder mussten die Formulierung der wörtlichen Rede ihrer erdachten Geschichte deutlich herausarbeiten, mit Einleitung, Höhepunkt und den Schlussteil/Lösung eines Konflikts.
Parallel zu der Erstellung Ihrer Ideen zu ihren „Stadtgeschichten’" entwickelten die Schüler große grafische Skizzen zu ihren Traumstädten. Nach der Fertigstellung wurden alle Skizzen auf DIN A2 Kartons kopiert und skaliert. Im Anschluss kolorierten die Schülerinnen diese Plakate (Hintergründe für die Trickfilme). Da die großen Kopie zwei Teilgrafiken ergaben, konnte der eine Teil der Zeichnung die Stadt abbilden, in deren Umgebung sie nicht leben wollten (u.a. die verdreckte Stadt). Die Gegenüberstellungen der zeichnerischen Welten erhielten eine besondere Ausdruckskraft - farblich, figürlich, perspektivisch, zeitlich. Die Erhaltung der ursprünglichen Skizzen ermöglicht in Zukunft den Einsatz neuer Techniken. So können die Schüler*innen im kommenden Schuljahr im Fach Kunst Ihre Arbeiten interpretieren und vervollständigen.
Im Anschluss bauten sie für den Trickfilm bewegliche Gliederpuppen (Frontalansicht), die der Darstellung im szenischen Spiel dienten. Gleichzeitig erstellten sie ihre Requisiten für die Szenen. Parallel wurden in Gruppen die Texte eingesprochen und aufgenommen. Die Anwendung der Software "Stop-Motion-Studio“ und der Umgang mit dem Medium „Bewegtbild - Film“ erforderte viel Ausdauer und Geduld. Erste grundlegende Kenntnisse zur Filmentstehung und Schnitttechnik konnten damit erlernt und umgesetzt werden.
Matthias Schellenberger und Alban Qenaj besuchten parallel mit einer kleineren Gruppe von Schüler*innen der Klasse 4a das Berliner Atelier des Bildhauers Michael Friedrichs-Friedlaender. Dort werden sämtliche STOLPERSTEINE aus dem Kunstprojekt des Künstlers Gunter Demnig hergestellt. Aus dem gesammelten Foto- und Filmmaterial, verbunden mit weiterem Material vom Putzen und Frottieren der Stolpersteine für die Familie Krisch, die sich direkt auf dem Gehweg vor der Schule befinden, wurde mit den Kindern eine Videodoku produziert. Auch dieses Projekt führte zur aktuellen Auseinandersetzung und Diskussion über Menschenrechte, Ausgrenzung, Gleichheit, Freiheit und Würde.
Derzeit sind 8 Trickfilmbeiträge über https://vimeo.com/vincentinoev zu sehen.
Das „Making-of“ ist zusehen über:
- STADTANSICHTEN / Doku www.vimeo.com/342558783
- STOLPERSTEINE - Werkstattbesuch www.vimeo.com/342555138
Das „Stolperstein-Projektt“ zum Gedenken an Familie Krisch wurde auf der 6. Regionalen Lernstatt Berlin / Brandenburg am 2.4.2019 im FEZ von 6 Schüler*innen zusammen mit Carola Fuchs/Lehrerin und Matthias Schellenberger/Mediendozent Vincentino mit einer interaktiven Präsentation vorgestellt.
Wir danken der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) herzlich für die Unterstützung aus dem Programm "OPENION – Bildung für eine starke Demokratie“ ".